Verletzungen des Sprunggelenks zählen, neben dem Kniegelenk, zu den meistgezählten und komplikationsreichsten Sportunfällen. Die Verletzungsraten variieren zwischen den Disziplinen stark und sind in Sportarten mit Gegnerkontakt, Sprüngen oder Richtungswechseln am höchsten. Demzufolge betreffen in Sportarten wie z.B. Fußball oder Basketball ca. 40-50% aller Verletzungen das Sprunggelenk.
Da es auch hier nicht selten zu chronischen Schmerzen, andauernden Funktionseinschränkungen und somit zu mittel- und langfristigen Sportausfällen kommt, ist die Verletzungsprophylaxe aus sportmedizinischer, trainingswissenschaftlicher und sozioökonomischer Sicht von besonderer Bedeutung.
Insbesondere eine frühere Verletzung und damit einhergehende Störungen der sensomotorischen Kontrolle erhöhen das Risiko für weitere Verletzungen und Gelenkinstabilitäten. Im Rahmen der primären Prävention ist die Notwendigkeit sensomotorischer (propriozeptiver, neuromuskulärer) Trainingsprogramme daher unabdingbar.
Wie therapierst du deinen Bänderriss?
Im besten Falle sollte es gar nicht erst dazu kommen!
Anhand der Ergebnisse systematischer Übersichtsarbeiten kann von einer 36% igen Reduktion des Verletzungsrisikos durch Balancetraining und einer 50% igen Reduktion durch kombinierte Programme ausgegangen werden. Während einerseits allein Balanceübungen auf stabilen und instabilen Unterlagen beschrieben werden, finden sich andererseits kombinierte Programme mit beispielsweise Balanceinhalten, Krafttraining, Sprungübungen, Bewegungen mit schnellen Richtungswechseln oder auch sportartspezifische Übungen als bessere und hoch erfolgsversprechende Methode.
Training mit dem Balancer ist eine geeignete Maßnahme um Anforderungen der Zielsportart zu verknüpfen und mit kombinierten Programmen aus Balancetraining, Krafttraining, Sprüngen und spezifischen Übungen die besten Ergebnisse zu erzielen.
Effekte gibt es hier bereits bei einer Gesamtdauer des Trainingsprogramms von 4 Wochen, bei einer Trainingsfrequenz von 1-2 mal pro Woche und einer Dauer von 10 min pro Trainingseinheit. Unabhängig zeigt sich hier ob das sensomotorische Training vor, während, oder nach der Spielsaison durchgeführt wird.
Auf Basis der Studienlage kann gezeigt werden, dass Multiinterventionsprogramme, die sich aus einer Kombination von Balancetraining mit Gewandtheits-, plyometrischen, oder kräftigenden Übungen zusammensetzen, hinsichtlich der Prävention von Sprunggelenksverletzungen effektiver sind als alleiniges Balancetraining.
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Glaubst du immer noch dass manuelle Therapie nach Verletzungen am Sprunggelenk ausreicht?
May Arna Risberg, Professor an der Nowegian School of Sport Science, definiert sensomotorische Interventionen als “Training enhancing unconscious motor responses by stimulating both afferent signals and central mechanism responsible for dynamic joint control”.
Das designierte Ziel verletzungspräventiver und rehabilitativer Programme ist daher, die dynamische Gelenk-Kontrolle zu verbessern bzw. wiederherzustellen, um somit das Verletzungsrisiko zu reduzieren.
Im Hinblick auf die Auswahl der Trainingsformen empfiehlt sich aufgrund der vergleichsweise höheren Risikoreduktion die Anwendung von Multiinterventionsprogrammen. Zentrale Inhalte sind Balance- oder stabilisierende Übungen, die in der Regel mit kräftigenden, plyometrischen oder auch Gewandtheitsübungen (Pertubation) kombiniert werden.
Auf Basis des derzeitigen Forschungsstandes kann von einer starken Evidenz für die Wirksamkeit des sensomotorischen Trainings, zumindest unter kontrollierten Bedingungen, zur Reduktion des Risikos von Sprunggelenkverletzungen ausgegangen werden.